Freud in Amerika

Autor/innen

  • Vera Saller

DOI:

https://doi.org/10.18754/jfp.56.7

Schlagworte:

Hall, Putnam, James, Laienanalyse, Ego-Psychologie, Standard Edition, Populärkultur

Abstract

1909 reiste Sigmund Freud in Begleitung von Carl G. Jung und Sandor Ferenczi zu einer Vortragsreihe nach Amerika. In diesem Artikel wird untersucht, was die Umstände der euphorischen Aufnahme der Psychoanalyse durch amerikanische Ostküsten-Intellektuelle und wenig später durch die Öffentlichkeit waren. Anhand einer kurzen Schilderung von Freuds Gastgeber Stanley Granville Hall, James Jackson Putnam und William James wird dargestellt, wie die amerikanischen Wissenschaftler in je verschiedener Weise ambivalent zwischen naturwissenschaftlichem Reduktionismus und Transzendentalismus standen. Für die begierige Aufnahme der psychoanalytischen Therapie unter Psychiatern und Neurologen mache ich deshalb den starken Wunsch verantwortlich, dem materialistischen Weltbild zu entkommen. Zudem war ein grosses Bedürfnis da, hilfreiche Strategien für den Umgang mit Kranken zu finden. Für die weitere Entwicklung bis in die späten 50er-Jahre stelle ich in der psychotherapeutischen und institutionellen psychoanalytischen Landschaft eine starke Tendenz zur Erstarrung und Moralisierung fest. Für die Aufnahme durch die Öffentlichkeit und die tiefe Durchdringung der amerikanischen Populärkultur mit Gedanken und Schlagwörtern aus der Psychoanalyse gilt eher das Gegenteil. Ein liberales Verständnis der Psychoanalyse ermöglichte die Enttabuisierung von neurotischen, persönlichen Schwierigkeiten, die in Film und Fernsehen zunehmend thematisiert wurden. Was die Psychoanalyse indessen ebenfalls für die Medien attraktiv gemacht hat, ist der simple Grundsatz “sex sells”.

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Veröffentlicht

2015-12-01

Zitationsvorschlag

Saller, V. (2015). Freud in Amerika. Journal für Psychoanalyse, (56). https://doi.org/10.18754/jfp.56.7

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