Das Verenden einer Institution

Autor/innen

  • Mario Erdheim

DOI:

https://doi.org/10.18754/jfp.48.2

Schlagworte:

Desinstitutionalisierung, Geschichte der Psychoanalyse, Institutionalisierung, Kulturkritik, Machtstrukturen, Taktik, Unbewusstheit

Abstract

Institutionen können ihre sozialen Funktionen überdauern und anachron werden, wenn sich ihre Machtstrukturen verselbständigt haben. Dann übernehmen häufig diejenigen, welche die ursprüngliche Institution bekämpft haben, die anfangs in Frage gestellten Strukturen und Werte. «Das Überziehen der alten Institution in die neue, und zwar so, dass die neue Institution immer mehr in den Sog der alten, nicht endenden gerät, nenne ich das Verenden einer Institution» (Mario Erdheim). Psychoanalytisch betrachtet macht diese Form der «Desinstitutionalisierung» die weiterhin auf die Institution bezogenen Individuen melancholisch. Sie geht mit einer zunehmenden Ritualisierung einher, die den Schein von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein aufrecht erhält. Innerhalb dieses theoretischen Rahmens untersucht der Autor die Geschichte der Institutionalisierung der Psychoanalyse seit ihren Anfängen und warnt die Teilnehmer der internationalen Vernetzungsbewegung vor möglichen Wiederholungen. Die Phantasie, die Psychoanalyse müsse durch eine Elite vor dem Untergang gerettet werden, war regelmässig Anlass zu opportunistischen Taktiken aller Art – bis hin zur «Auslieferung der Psychoana-lyse an das Göring-Institut». Was die Psychoanalyse hingegen zu einer linken macht, ist ihre aus dem psychoanalytischen Prozess heraus entstammende Kulturkritik, die es gegen die auf Unbewusstheit beruhende Integration in den gesellschaftlichen Machtapparat zu behaupten gilt.

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Veröffentlicht

2007-12-01

Zitationsvorschlag

Erdheim, M. (2007). Das Verenden einer Institution. Journal für Psychoanalyse, (48), 6–16. https://doi.org/10.18754/jfp.48.2