@article{Modena_2005, title={Editorial}, url={https://www.psychoanalyse-journal.ch/article/view/jfp.4546.1}, DOI={10.18754/jfp.4546.1}, abstractNote={<p class="bodytext">Liebe LeserInnen,</p><p class="bodytext">Schwerpunkt, ja Schwergewicht dieses (Doppel-)Heftes ist Fritz Morgenthaler (1919-1984), dem das Psychoanalytische Seminar anlässlich seines 20. Todestages einen internationalen Kongress gewidmet hat (»Traum – Technik – Sexualität«, vom 3. - 5. März 2005 im Volkshaus Zürich). Diese drei Tage standen unter dem Motto »Faire travailler Morgenthaler«, was laut Programmheft »frei nach Laplanche (dt. 1996)« bedeuten sollte »Morgenthaler zum Arbeiten bringen.« Ich übersetze: Morgenthaler produktiv wenden, sich an ihm abarbeiten. Eine Ehrung also nach der Art jener, wie die Teppichweber von Kujan-Bulak Lenin ehrten. Bertolt Brecht erzählt, sie hätten mit dem gesammelten Geld statt einer Büste Petroleum gekauft, um damit den Sumpf hinter dem Kamelfriedhof von Stechmücken zu befreien, die »das Fieber erzeug(t)en«</p><p class="bodytext">    »So nützten sie sich, indem sie Lenin ehrten und<br />    Ehrten ihn, indem sie sich nützten, und hatten ihn<br />    Also verstanden.«<span class="lk"><sup>1</sup></span></p><p class="bodytext">Bei der Arbeit wollte niemand zurückstehen. Dem Aufruf Ralf Binswangers folgte erst eine Arbeitsgruppe (ausser ihm: Christian Hauser, Emilio Modena, Peter Passett, Vreni Schärer, Hans-Ruedi Schneider, Christoph Stettler, Judith Valk, Christine Widmer) und dann (fast) das ganze Seminar, buchstäblich alle Fraktionen, man könnte sagen das PSZ in corpore, <em>wie ein Mann</em> (natürlich haben dann bei der perfekten Organisationsarbeit vor allem unsere zwei Sekretärinnen Dorothea Bünzli und Martha Bachmann gearbeitet)…</p><p class="bodytext">Man/frau hat sich die Arbeit mit Morgenthaler nicht leicht gemacht: In so genannten Werkbefragungen (acht fortlaufende und 18 einmal stattfindende Kleingruppen) wurden einschlägige Texte zu seinen drei »Kerngeschäften« (Binswanger) - Traum, Technik, Sexualität – und zur Ethnopsychoanalyse aufgearbeitet. In 20 Einzelvorträgen und Symposien (»Begegnungen und Kontroversen«) wurden sowohl die Tagesthemen als auch »spezielle Themen«, von der Ethnopsychoanalyse bis zur materialistischen Dialektik, vertieft, diskutiert, kritisiert, ergänzt. Lediglich die einführenden Hauptreferate und den öffentlichen Vortrag trauten sich die Zürcher nicht zu. Auch scheute man die Eloquenz unserer italienischen und französischen Vernetzungsfreunde und den Aufwand für die Simultanübersetzung. So wurden sie allesamt dem »grossen Bruder« im Norden anvertraut, solchermassen die besonderen Beziehungen des PSZ zu Frankfurt und zu München dokumentierend. Zwei Tagungsplena, die von eigens dazu bestellten Beobachterinnen eingeleitet wurden, rundeten den Kongress ab.</p><p class="bodytext">Vom allgemeinen Arbeitsfieber ergriffen, liessen wir uns von der Redaktion dazu verführen, den Kongress zu dokumentieren – und hatten fortan die doppelte Arbeit. So ist dieses Heft zu Stande gekommen. Wir haben – abgesehen von den nicht dokumentierbaren Werkbefragungen und den nicht dokumentierten Diskussionen – nichts ausgelassen und lediglich die Forumbeiträge hinzu gefügt. Finanziert wird die weit über das normale Budget hinausgehende Publikation dank eines Beschlusses der Teilnehmerversammlung des PSZ aus dem Kongressgewinn, sodass unsere AbonnentInnen in den Genuss des Doppelheftes zum Preis eines Einzelheftes gelangen (werben Sie aber bitte für uns!). Lediglich vier Arbeiten, die unbedingt zum Ganzen dazu gehören, finden Sie hier aus verschiedenen Gründen nicht: »Die zentralen Theorien Fritz Morgenthalers im Vergleich mit Donald Meltzer als einem wichtigen Vertreter postkleinianischer Psychoanalyse« von Karl Mätzler (Salzburg) haben wir bereits in Heft 44 (Schwerpunkt »Schnittstellen«) vorpubliziert. »100 Jahre Traumdeutung« von Judith Valk (Zürich) müssen Sie in unserem Schwesternblatt in Salzburg, dem »Werkblatt«, nachschlagen. Und die Arbeit von Judith Le Soldat (Zürich) über »Agricola-agricolae – Vom Propfen zum Arschpenis« ist infolge einer ernsteren Erkrankung der Autorin ausgefallen. Schliesslich hat Pedro Grosz (Zürich) darauf verzichtet, seine Ausführungen über den Brief Fritz Morgenthalers an Heinz Kohut von 1983 zu verschriften. Diesen Brief finden Sie aber neu aufgelegt in den von Judith Valk im Psychosozial-Verlag herausgegebenen »Vermischten Schriften«.<span class="lk"><sup>2</sup></span></p><p class="bodytext">Da Fritz Morgenthaler nicht nur Psychoanalytiker, sondern auch Maler war, gehörten zum Kongress die Vernissage und die Ausstellung seiner Bilder im Museum Baviera, die wir leider nur im Sinne einer Kostprobe dokumentieren können. Auf dem Cover ein Ausschnitt aus dem »Chinesischen Variété in Bangkok« von 1957, im Inneren die «Vögel, Afrika« (1964), das undatierte Aquarell »Sepik« und »New York« (1972). Ich danke den Söhnen Jan und Marco Morgenthaler für die grosszügige Überlassung der CD ihres Bildbandes, dem wir auch das Portrait von Fritz Morgenthaler entnommen haben.<span class="lk"><sup>3</sup></span></p><p class="bodytext">Hatte ich nicht von einer perfekten Organisation geschrieben? Nein, nicht ganz. Die frei gehaltene Begrüssungsansprache von Paul Parin wurde nicht auf Band aufgenommen. Da ich aber gerade auf seine klaren, kenntnisreichen und herzlichen Ausführungen nicht verzichten wollte, habe ich ihn gebeten, sie mir aus der Erinnerung noch einmal vorzutragen. Mit diesen Erinnerungs- und Begrüssungsworten beginnt das Heft. Meiner Meinung nach hat sich die Arbeit gelohnt: Noch nie war das PSZ in seiner bald 30-jährigen Geschichte zu einer solchen kollektiven Leistung fähig, die jenseits aller Divergenzen und divergierenden Interpretationen und jenseits aller Egoismen und psychoanalytischen Dialekten die gemeinsame Wurzel und ein Zugehörigkeitsgefühl aller mit allen spürbar werden liess. Mein besonderer Dank gilt den in- und ausländischen Gästen, die die Arbeit mit uns zusammen angepackt und sich vom genius loci nicht haben abschrecken lassen.</p><p class="bodytext"><em>Emilio Modena</em></p><p class="bodytext"> </p><p class="bodytext">P.S. Erst nach Redaktionsschluss ist klar geworden, dass es sich beim vorliegenden Doppelheft trotz verantwortbaren Kürzungen umfangsmässig in Wirklichkeit um ein <em>Dreifach-Heft</em> handelt. Und noch mehr kürzen mochten wir nicht… So haben wir trotz Zuschüssen aus dem Kongress-Gewinnfonds das Budget gesprengt und müssen sparen. Wir werden 2006 nur ein einziges Heft im Herbst herausbringen (Schwerpunkt Ethnopsychoanalyse). Das Schwerpunktheft »Psychoanalyse in den Transformationsstaaten« (ehemals real sozialistisch) muss auf Frühjahr 2007 verschoben werden.</p><div id="c601" class="csc-default"><hr /><p class="lk"><sup>1</sup>Aus: B. Brecht »Die Teppichweber von Kujan-Bulak ehren Lenin«<br /><sup>2</sup>Morgenthaler, F.(2005): Psychoanalyse, Traum, Ethnologie – vermischte Schriften, Giessen, S. 15-20<br /><sup>3</sup>Morgenthaler, J. und M. (2005): Löwen zeichnen. Vögel zaubern. Mit Fritz Morgenthaler verreisen, Giessen (Psychosozial-Verlag)</p></div>}, number={45}, journal={Journal für Psychoanalyse}, author={Modena, Emilio}, year={2005}, month={Juni} }